LUNAPARK BERLIN
Die viertägige Öffnung des Spreeparks findet heute seinen Höhepunkt
in der rituellen Verbrennung des ‚Burn Out Man’.
Seit ein paar Tagen beehrt Wiener Besuch die Wirkungsstätte von kulturbeat. Unsere Streiftouren durch die Stadt, lösten Erstaunen aus, ob in Berlin den niemanden arbeiten würde und weshalb die Kinder hier so friedlich wären, dass man sie in ein Café mitnehmen könnte. Ob die Kinder hier gelassener sind, kann ich nicht beantworten. Dass die Stadt von vielen vergnügungssüchtigen Touristen seit Jahren heimgesucht wird, schon.
Hat sich Berlin deshalb zu einer reinen Partymetropole entwickelt? Zu einem Verlustierungs-Zentrum, das einen klassischen Vergnügungspark gar nicht mehr benötigt?
Das HAU beschäftigt sich seit Donnerstag mit folgender Frage: „Wenn der Tourismus die größte Wachstumsbranche Berlins ist, von der die Stadt sich in den nächsten Jahren 50.000 Arbeitsplätze erhofft, wo erholen sich dann diejenigen, die für den Spaß der Gäste sorgen? […] Hinter all dem steht die Frage: Welchen Vergnügungspark verdient Berlin im Jahr 2011? Was, wenn Park und Stadt, Freizeit und Arbeit, Exotik und Heimat längst nicht mehr zu unterscheiden sind?“
Bis Sonntag besetzt das HAU mit verschiedenen Künstlern den heruntergekommenen Park unter den Namen ‚Lunapark’ – eine Anlehnung an den zu seiner Zeit größten Vergnügungspark Europas, den es von 1909 bis 1933 in Berlin-Halensee gab.
„Im Spreepark bündelt sich die Geschichte der letzten 25 Jahre: Berliner Stadtentwicklung, der Ausverkauf zentraler Grundstücke, zunehmende Beschleunigung im Alltag. Der Ort braucht einen Neubeginn, ein Frühjahrsritual.“
Für dieses Ritual erbaut seit Donnerstag die Performancegruppe Showcase Beat Le Mot eine monströse Figur und inszeniert diese als den ‚Burn Out Man’, der die „widersprüchliche Stadtpolitik des Senats der letzten Jahre beleuchtet“.
Wünsche und Ängste sollen sich in diesem Koloss widerspiegeln. Nach Vorbild des Burning Man Festival in Nevada wird der ‚Burn Out Man’ kollektiv gebaut und verbrannt: „[…] Homer hat uns verpfiffen, Shakespeare uns verkauft, Goethe uns versteigert, der Kommunismus uns übervorteilt, der Kapitalismus uns verarscht, nur die Götter sind uns treu geblieben. Darum huldigen wir ihnen und opfern alle Künste und Sprachen, die wir kennen, damit unser Alltag verbrennt und aus seinem Rauch etwas Neues entsteht. So feiern wir das Frühjahrsfest der Erschöpfung und bitten die Götter um eine breitere Zukunft.“ (Showcase Beat Le Mot)
Das Tagesticket zu 5 Euro kann direkt im Park erworben werden, für die zusätzlichen thematischen Touren und die Spreezone gibt es Extratickets zu jeweils 3 Euro auch im Vorverkauf.
Öffnungszeiten für Samstag 14.00-01.00, Sonntag 12.00-22.00 // Spreepark im Plänterwald – Haupteingang Wasserweg, Berlin-Treptow