IN-EDIT
Musikfilmfestival im Moviemento seit 5. bis 10. April 2011.
Und wieder hat dieser Tage ein Filmfestival rund um Musik gestartet, zum Glück ein unerschöpfliches Thema mit viel Material – siehe hierzu auch den Beitrag vom 28. März über den Musikfilm-Marathon in der Kurbel (läuft ebenfalls noch bis 10. April). Über das Programm kann man sich ausführlich auf der Homepage der Veranstalter informieren – dort unbedingt auch das großartige Grußwort des großartigen Wladimir Kaminer lesen. Ich schreibe an dieser Stelle lieber noch etwas über das Moviemento, dem ältesten noch betriebenen Kinos in Deutschland.
1907 hat es der Gastronom Alfred Topp als Lichtspieltheater am Zickenplatz im ersten Stock seines Wohn- und Geschäftshauses am Kottbusser Damm 22 eingerichtet. Kurios war die Realisierung der Projektion. Die Fläche des Saales war durch den vorgegebenen Grundriss des Eckhauses in zwei Kinosäle aufgeteilt, die im Winkel von 45° aufeinander stießen und durch eine transparente Leinwand verbunden waren. Im hinteren Teil sah das Publikum den Film also spiegelverkehrt, was aber mittels eines Spiegels korrigiert wurde. Mit ermäßigten Eintritt hatten die Zuschauer in dieser Saalfläche sogar noch doppeltes Sehvergnügen.
Wie bei den meisten Kinos änderte sich der Name häufiger – Vitascope Theater, Odeon, Hohenstaufen-Lichtspiele, Taki und Tali. 1973 war das Tali ein heruntergekommener Schuppen – Manfred Salzgeber und Elser Maxwell übernahmen es und versuchten als Kollektiv mit Mitstreitern wie Wieland Speck (lange Zeit Leiter der Panorama-Reihe der Berlinale) und Blixa Bargeld neue Formen des Kinos auszuprobieren. In dieser Zeit avancierte das Off-Kino Tali zum Kultkino durch die legendären Rocky-Horror-Picture-Show-Aufführungen. Kokskonsum wurde jedoch immer wichtiger und so nahte auch das Ende dieser Ära.
Anfang der 80er übernahm das Kino André Rudolf und baute es mit drei Kinosälen um – jetzt hieß es Das lebende Bild. Rudolf war bis Ende der 80er für die Programmgestaltung verantwortlich, obwohl es 1984 seine damalige Lebensgefährtin Ingrid Schwibbe übernahm. Seitdem heißt das Kino Moviemento.
Das Kino war nie nur Aufführungsort – es war Forum und Kommunikationsstätte für Filmliebhaber und dadurch auch ein Sprungbrett für einige Filmemacher. Tom Tykwer jobbte hier als Filmvorführer und prägte auch eine zeitlang das Filmprogramm, der erste Film von Dani Levy wurde hier gezeigt – Claus Boje, Rosa von Praunheim, Frank Griebe und etliche andere verbindet dieser Ort.
Der sehr schöne Film Auf der anderen Seite der Leinwand von Bernd Sobolla ist eine Hommage an das Haus, an die Menschen und ihre Liebe zum Film. 2007 übernahmen Iris Praefke und Wulf Sörgel das Kino und bieten ein wirklich abwechslungsreiches und anspruchsvolles Programm, viel Erfolg weiterhin.
Noch bis 10. April zu verschiedenen Zeiten in allen Sälen // Moviemento & .HBC, Berlin